Studierende

Sehr geehrte Studierende. Warum sind Sie hier, was wollen Sie hier erreichen? Das ist die zentrale Frage zu Beginn Ihres Studiums.

Haltung

Ihre Haltung ist entscheidend für Ihren Erfolg an der Hochschule. Ihre Motivation und Ihre Ziele entscheiden darüber, was Sie am Ende können. Einige bekommen keinen Abschluss. Viele bekommen ihn, können aber am Ende deutlich weniger als ihr Potential ihnen eigentlich ermöglicht. Sie haben – wie in der Schule – nur das gemacht, was gefordert war. Das ist besonders schade, denn hier wäre im Rückblick so viel mehr drin gewesen! Wieder andere sind hinterher richtig gut und machen problemlos noch ihren Master. Sie haben das selbst in der Hand. Es sollte Ihr Anspruch sein, dass Sie hier so viel wie möglich für sich rausholen.

Erfolg als Entscheidung

Ich möchte Ihnen meine Perspektive auf die Hochschule zeigen: Die Hochschule ist eine riesige Chance für Sie. Sie haben hier motivierte und kompetente Leute vor sich stehen, die morgens nur dafür aufstehen, dass Sie etwas lernen. Wir Dozenten alle sind freiwillig hier und hatten alle auch andere coole Optionen für das weitere Berufsleben. Wir wollen Sie möglichst gut ausbilden! Ob das klappt hängt auch von guter Lehre ab, es hängt aber viel mehr von Ihrer Bereitschaft zu lernen ab.

Sie haben die Chance, hier mit richtig vielen Kompetenzen rauszugehen. Sie können hinterher wirklich gut sein, sie können ihr Unternehmen fachlich weiterbringen und reale Probleme lösen. Unser Angbeot steht, Sie müssen die ausgestreckte Hand nur annehmen.

Es anzunehmen bedeutet, hier aktiv mitzumachen und sich voll einzubringen. Es bedeutet, die Playstation und den Fernseher auszulassen und sich abends auf die Kurse des nächsten Tags vorzubereiten. Es bedeutet, den eigenen Lernerfolg als eigene Verantwortung zu begreifen.

Das ist eine aktive Entscheidung von Ihnen, die jeder für sich immer wieder treffen muss. Sie müssen nicht in jedem Fach Vollgas geben. Wenn Sie aber merken, dass sie hier gar nichts berührt oder begeistert, dann sind Sie hier villeicht falsch.

Meine Lehre richtet sich an diejenigen unter Ihnen, die auch wirklich wollen. Wenn Sie nicht wollen, werden Sie sowieso nur sehr wenig lernen. Daran kann ich dann nichts ändern. Hoffentlich kriegen Sie eines Tages die Kurve und entscheiden sich für einen Kurswechsel. Das braucht manchmal etwas Zeit und Lebenserfahrung.

Theorie über das Lernen

Sie kennen aus der Schule das frustrierende Erlebnis, dass Sie viel Zeit investieren um z. B. eine Mathe-Klausur zum Thema Bruchrechnung zu bestehen. Und ein halbes Jahr später stellen Sie fest, dass Sie vieles aus der Bruchrechnung nicht (mehr) anwenden können. Spätestens im Studium, wenn Mathematik in die Anwendung geht, merken viele Studierende, wie schlecht die Schule sie dafür vorbereitet hat.

Studien zeigen, dass Schüler ein halbes Jahr nach dem Abi etwa noch 5% des Stoffs beherrschen, den sie in der Schule gelernt haben. Woran liegt das? Die Schüler haben den Stoff nicht wirklich gelernt. Sie konnten ihn vielleicht für eine Prüfung abrufen, aber richtig Lernen geht anders.

Definieren wir mal das Ergebnis guten Lernens: Was ich etwas richtig gelernt habe, das kann ich im Anschluss anwenden. Ich kann es jemandem erklären. Das vergesse ich nicht mehr, und wenn doch, dann habe ich es in kurzer Zeit wieder drauf.

Wie geht gutes Lernen? Wir müssen unser Gehirn verstehen, damit wir das Lernen auf seine Bedürfnisse und Funktionsweise hin anpassen.

Das Gehirn

Betrachten wir das Lernen mit etwas Abstand: Lernen bedeutet dafür zu sorgen, dass das eigene Gehirn interne Verknüpfungen setzt. Diese sind entweder langlebig oder kurzlebig. Es gibt viel zu viel Information, so dass das Gehirn optimiert, was es wie speichert. Wir arbeiten mit einem Gehirn, das vorwiegend im Tierreich und in der Steinzeit geprägt wurde. Massenhaftes Lernen von unglaublich viel Wissen über viele Jahre gibt es erst seit vergleichbar kurzer Zeit. Darauf ist unser Gehirn durch die Evolution nicht optimiert. Wenn wir verstehen, wie das Gehirn Informationen speichert, können wir umgekehrt darauf das Lernen optimieren.

Das Steinzeit-Hirn speichert die angsterfüllte Begegnung mit dem Säbelzahntiger besser als das langweilige Pflücken einer Kirsche vom Baum. Es ist emotionsgesteuert. Verbinden wir also Lernen mit Emotionen (positiv wie negativ), bleibt das erlernte nachweislich viel besser und länger hängen. Deshalb erinnern wir uns an die Musik, die beim ersten Kuss gespielt worden ist. Emotionen sind sehr mächtig beim Lernen. Wenn Sie herzhaft lachen, während wir Integralrechnung erklären, hilft das tatsächlich beim Lernen. Im Labropraktikum wird Lernen manchmal mit Emotionen verknüpft.

Das Steinzeithirn ist darauf optimiert, dass ein Mensch einen Speer weit und gezielt werfen kann. Es merkt sich Zusammenhänge besser, wenn wir sie oft hintereinander ausführen. Viel Üben führt zu längerfristigem Lernerfolg. Es ist dabei besser, wenn die Übungseinheiten mit einigem zeitlichen Abstand erfolgen. Deshalb sollten wir immer wieder alte Übungseinheiten wiederholen. Das Gehirn entscheidet dann, dass diese Information wertvoll ist, so dass es sich diese langfristig merkt.

Die Theorie des Speerwurfs speichern Sie nur kurzzeitig, wenn Sie den Speer nicht auch werfen. Durch das praktische Anwenden des Wissens wird es um ein Vielfaches besser abgespeichert, als wenn Sie nur ein Buch über Speerwurftechnik lesen. Auch diesen Aspekt guten Lernens erreichen wir vor allem im Labor.

Die Relevanz einer Information wird auch danach bewertet, ob etwas Ähnliches bereits einmal als wichtig erachtet worden ist. Sie lernen Vokabeln besser, wenn Sie Analogien verwenden. Das lateinische Wort Fortuna bedeutet z. B. Schicksal. Wenn Ihr „emotionales Schicksal“ mit Fortuna Düsseldorf verbunden ist, werden Sie sich diese Vokabel mit dieser Analogie gut merken können.

Bilder haben bei vielen Gehirnen eine größere Wirkung als Worte. Sie behalten Zusammenhänge besser, wenn sie sich diese visualisieren. Bei einer Sinus-Funktion sehe ich z. B. einen im Kreis rotierenden Zeiger. Damit weiß ich sofort, wie ein Sinus funktioniert. Die gleiche Wirkung würde ich bei meinem Gehirn mit einer mathematischen Gleichung nicht erreichen. Deshalb lehre ich viel in Analogien.

Wenn Sie jemand anderem den Speerwurf beibringen, dann durchdringen Sie die Technik erst richtig. Wenn Sie nur selbst werfen, geht viel über Automatismen des Körpers. Der Arm wirft quasi von selbst für Sie. Ihr Bewusstsein gibt nur die Richtung vor. Erst wenn Sie es jemand anderem erklären, denken Sie wirklich bis ins letzte Detail über die Theorie dahinter nach. Beim Erklären merken Sie auch, ob Sie etwas wirklich verstanden haben. Sie geraten dabei vielleicht ins Stocken. Dann sind Sie an einem für das Lernen sehr spannenden Punkt angekommen.

Sie hören einen Vortrag oder eine Vorlesung. Sie können dem Erzähler folgen. Dann signalisiert Ihnen Ihr Gehirn, dass Sie den Inhalt vollständig verstanden haben. Das angenehme Gefühl, einem Vortrag folgen zu können, bedeutet für den Lernerfolg leider wenig. Ihr Gehirn verarscht Sie. Es suggeriert Ihnen, etwas verstanden zu haben, weil Sie es nachvollzogen haben. Es erkennt den Unterschied zwischen Nachvollziehen und gutem Lernen bzw. echtem Verstehen nicht.

Es gibt unterschiedliche Grade an Verständnis: Einem Erzähler oder einem Text folgen zu können ist schon mal nicht schlecht. Jemand anderem die gerade gelernten Zusammenhänge erklären zu können ist viel besser. Das Wissen praktisch anwenden zu können ist für einen Ingenieur immer das Ziel. Es ist aber der höchste, zeitaufwändigste und unbequemste Grad an Verständnis. Langfristiges Lernen ist nicht immer reines Vergnügen.

Lernen nach Schema

Wenn das Ziel des Lernens das Bestehen einer Prüfung ist, dann wird das Gehirn das Lernen darauf optimieren. Damit wird – je nachdem wie die Prüfung gestellt ist – das Verstehen des Stoffs weniger wichtig als das Lösen von Aufgaben. Sie sind in Mathe seit der Grundschule darauf gedrillt worden, Aufgaben nach einem festgelegten Lösungsschema zu lösen. Es gibt in diese Welt auch immer nur eine richtige Lösung. Ein Beispiel dafür ist das schriftliche Dividieren. Sie konnten Klausuren dazu ohne wirkliches Verständnis der Mathematik bestehen.

Das Lernen mit dem Ziel „Verstehen“ dauert nur unwesentlich länger als das Lernen mit dem Ziel „Bestehen“. Und es macht deutlich mehr Spaß. Für den Klausurerfolg ohne Verstöndnis müssen Sie nämlich viele Aufgaben lösen, bis Sie das Schema ausreichend gut auswendig können. Ich kenne das aus meinem Studium.

In der Hochschule werden aber auch Aufgaben abseits des Schemas gestellt, die Sie nur durch Verständnis lösen können. Deshalb erzielen Sie hier bei gleicher Lernzeit mit Lernen auf Verständnis bessere Noten als mit Lernen auf das Rechenschema. Also sollten Sie die Schule hinter sich lassen und Ihre Art zu lernen überdenken.

Wenn Sie eine binomische Formel in der Matheklausur nur rechnen können, ohne sie zu verstehen, ist das wenig wert. Schon wenige Wochen später können Sie genau das nicht mehr. Ihnen wird in Form einer Prüfungsnote suggeriert, dass das ausreicht. Es ist aber Quatsch. Wenn Sie die Matehmatik hinter der binomischen Formel verstehen, dann können Sie diese bis ans Ende Ihres Lebens anwenden. Das sollte das Ziel von Lernen sein.

Grenzen des eigenen Verstehens

Wenn Sie Probleme beim Verständnis feststellen, werden Sie unmittelbar an einen Punkt gebracht, an dem Sie nicht mehr weiterkommen. Sie stehen vor einer Wand und kommen nicht drüber. Lernen erfolgt außerhalb der Komfortzone. Es geht jedem so, dass er zu Beginn eines Lernprozesses frustriert ist oder sich dumm fühlt, weil er oder sie etwas nicht versteht. Da müssen Sie durch.

Sie können den Mangel an Verständnis ignorieren und um die Wand herumlaufen, dann lernen Sie nichts. Oder Sie können so lange versuchen, bis Sie von selbst drüber klettern können. Das ist oft zeitintensiv. Oder Sie können sich von jemand anderem über die Wand helfen lassen. Das ist ein sehr kluger Weg, um Zeit zu sparen. Das kann der Dozent sein, oder es kann ein Studierender sein. Bilden Sie Lerngruppen und arbeiten Sie zusammen. Wenn Sie helfen, müssen Sie darauf achten, dass der/die Lernende selbst klettert und dass Sie ihm/ihr nicht die Lösung vorsagen.

Krass formuliert sollten Sie dankbar sein, wenn Sie vor so einer Wand stehen. Sie haben dann jedes Mal die Chance, sich wirklich weiterzuentwickeln. Das tun Sie deutlich weniger stark, wenn Ihnen alles leichtfällt. Insbesondere wenn Sie anfangs im Studium Schwierigkeiten haben, dann müssen Sie durch solche Stellen durch.

Mein Lehrangebot an Sie

In der Vorlesung zu sitzen und als Konsument passiv zuzuhören ist Zeitverschwendung. Durch Zuhören wird das Wissen nur oberflächlich gespeichert. Das Hirn wird kaum angeregt, 95% des vermittelten Wissens ist nach 2 Wochen wieder weg. Das Erzählte muss verknüpft werden mit Tun, Emotionen, Wiederholungen, Bildern, Analogien und es jemand anderem erklären.

Eine gute Vorlesung enthält Erklärungen, Wiederholungen, Bilder und Analogien. Das ist unser Teil als Dozenten. In der Übung und im Praktikum soll angewendet werden, hier geht es um das Tun und die Emotion. Selbst etwas zu erklären ist Teil von Hausarbeiten und eigenen Seminarbeiträgen. Das ist Ihr Teil.

Sprechen wir über Rollen: Der Lernende ist eine aktiv handelnde Person, kein passiver Konsument. Es ist sein Interesse, das Wissen langfristig zu lernen und es anwenden zu können. Er will etwas vom Lehrer. Der Lehrer ist Begleiter eines Prozesses, den er führt und gestaltet. Der Lehrer sorgt für eine sichere Lernumgebung, für Spaß und für fachliche Unterstützung.

Was haben wir dafür zur Verfügung? Wir haben zwei Stunden Vorlesung und eine Stunde Übung die Woche. In manchen Fächern haben wir noch ein Praktikum. Am Ende steht eine Prüfung. Wie nutzen wir das?

Vorbereitung: Sie vermitteln sich selbst das Wissen, indem Sie zu Hause als Vorbereitung auf die Vorlesung Texte lesen und sich Videos anschauen. Dafür habe ich die Webseite www.professorglasmachers.de aufgebaut. Sie schreiben sich Fragen auf, die wir in der Vorlesung diskutieren. Indem Sie den Inhalt selbst gelesen haben, bleibt schon mehr hängen, als wenn Sie nur zuhören würden. Lesen ist ein aktiver Vorgang, Zuhören ist passiv. Zudem kann zu Hause jeder in seinem Tempo arbeiten und Sie können das Wissen jederzeit wiederholen und nachschlagen.

Vorlesung: Während der Vorlesung führe ich Experimente durch, bei denen Sie das Wissen in der Anwendung sehen. Wir sprechen über den Stoff und diskutieren Ihre Fragen. Anschließend rechnen Sie Übungsaufgaben. Die Vorlesung ist kein Ersatz für das Lesen, wir vertiefen hier nur. Ihr Lernerfolg in der Vorlesung ist maximal, wenn Sie vorher den Stoff gelesen haben. Dann ist die Diskussion in der Vorlesung die erste Wiederholung des Stoffs. Sie erkennen an den Übungsaufgaben, ob Sie den Stoff in einfachen Aufgaben anwenden können. Daraus ergeben sich neue Fragen für die Diskussion.

Praktikum: Das Praktikum ist die wertvollste Zeit für Sie. Hier wenden Sie den Stoff praktisch an. Nichts ist für das langfristige Lernen so hilfreich wie das Praktikum, denn hier treffen Emotionen bei Erfolg und Misserfolg auf das eigene Tun.

Übungen: Die Übungen werden entweder für weitere Übungsaufgaben oder für Laborpraxis genutzt. Es ist Zeit, während der Sie in Kleingruppen arbeiten dürfen.

Prüfung: Die Prüfung soll zeigen, ob Sie den Stoff verstehen und anwenden können. Ich suche noch nach Lösungen, wie ich den Stoff so abfragen kann, dass Sie ihn wirklich verstanden haben müssen, um die Prüfung zu bestehen.

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