Wäschemanagement

Kurzfassung

Das Reinigen von Wäsche ist eine äußerst unbeliebte Tätigkeit. Sie ist verbunden mit erheblichem Aufwand in der Wäschelogistik, die unzureichend automatisiert ist. Das geht viel besser. Die Voraussetzungen für ein ganzheitlich optimiertes Wäschemanagement sollen in Abschlussarbeiten entwickelt und erprobt werden. Das Thema ist sehr groß, etwas größenwahnsinnig und auf den ersten Blick spinnert. Genau solche Ideen brauchen wir aber, um wirklich etwas an dieser Welt zu verändern.

Motivation

Das Wäschemanagement in einem Privathaushalt sieht in etwa folgendermaßen aus:

1. Saubere Wäsche wird in unterschiedlichen Schränken gelagert

2. Dreckige Wäsche wird zentral gesammelt

3. Dreckige Wäsche muss für das Waschen nach Kategorien getrennt werden

4. Dreckige Wäsche muss gewaschen werden. Sie muss zum Teil in eine Reinigung gebracht werden, weil die notwendige Bearbeitung nicht in einer Waschmaschine erfolgen kann.

5. Saubere Wäsche muss getrocknet werden

6. Saubere Wäsche muss zum Teil gebügelt / geglättet werden

7. Saubere Wäsche muss sortiert und zugeordnet werden

8. Saubere Wäsche muss wieder in unterschiedliche Schränke verteilt werden

Es gibt bei all den Schritten keine Automatisierung, alles muss von Hand erledigt werden. Nur Waschen und Trocknen sind Teil-Automatisiert. Dazu kommen folgende Nachteile der aktuellen Lösung:

Verfügbarkeit: Wäsche ist während des gesamten Prozesses nicht verfügbar. Dreckige Wäsche muss so lange gesammelt werden, bis ausreichend vorhanden ist, um eine Maschine zu füllen. Das gilt für viele der Verarbeitungsschritte. Wir haben auch deshalb viel zu viel Wäsche, was für das Klima ein Problem darstellt. Dennoch ist das Lieblings-Oberteil oft genug am Abend der Party nicht sauber.

Individualität: Wäsche wird durch falsche Bearbeitung unbrauchbar. Sie altert beim Reinigen mehr als beim Tragen. Dennoch werden Wäschestücke zusammen mit anderen gewaschen, die eigentlich nicht das gleiche Reinigungsprogramm brauchen. Der Wollpulli geht dann noch mit in die normale Wäsche, weil nicht genügend Woll-Wäsche für eine eigene Maschine dreckig ist. Oder wir waschen nur für einen einzelnen Pulli, was nicht besonders gut fürs Klima ist. Wäsche wird immer gewaschen, obwohl oft schonendere Aufbereitungsarten ausreichend wären (z. B. nur den Geruch entfernen).

Handhabung: Wäsche geht im Prozess verloren – Sie kennen das von einzelnen Socken. Kisten mit dreckiger oder sauberer Wäsche stehen tagelang im Weg herum, weil die Prozessschritte nicht konsequent durchgeführt werden. Es steht ein unübersichtlicher Zoo verschiedener Waschmittelprodukte in jeder Waschküche. Haltbarkeit, Zustand und Füllstand müssen überwacht werden.

Jeder, der das über Jahre in einem Haushalt – insbesondere mit Kindern – gemacht hat, sieht sofort, dass alle bisherigen Ansätze völlig unbefriedigend sind :-(.

Vision einer besseren Lösung



Individualität: Das System bearbeitet jedes Wäschestück individuell, pflegt optimal und fehlerfrei. Dies beinhaltet Reinigen, Trocknen, Glätten und Lagern. Das ist die Kernidee des Ansatzes, aus dem sich viele weitere Vorteile ableiten. Nur so ist ein hoher Grad an Automatisierung in meinen Augen möglich. Für andere Ideen bin ich offen.

Autonomie: Das System arbeitet möglichst stark automatisiert. Es managt seine Verbrauchsmittel autonom. Es muss dem Nutzer eine massive Erleichterung und Zeitersparung bieten. Sonst macht es keinen Sinn.

Vollständigkeit: Der gesamte Prozess des Wäschemanagements (Schritte 1 bis 8) wird innerhalb des Systems abgebildet. Das System nimmt getragene Wäsche entgegen. Es stellt aufbereitete Wäsche zur Verfügung. Die gesamte dreckige Wäsche eines Tages wird jeden Abend vom System entgegengenommen. Sie ist bereits am nächsten Morgen aufbereitet und zur erneuten Nutzung verfügbar.

Modularität: Es ist modular aufgebaut und auf den individuellen Bedarf der Garderobe des Nutzers abgestimmt.

Arbeitsweise: Die klassische Waschmaschine arbeitet stochastisch. Alle Wäsche wird gleichbehandelt. Höchstwahrscheinlich wird jedes Kleidungsstück von der Trommel an jeder dreckigen Stelle bewegt (gewalkt) und durchspült. Das klappt bei einem geknuddelten Socken so nicht, der wird mit diesem Ansatz nicht vollständig sauber.

Eine individuelle Aufbereitung kann systematisch arbeiten. Sie kann den aktuellen Zustand der Wäsche ermitteln und entscheiden, ob eine weitere Behandlung notwendig ist. Der Nutzer kann zusätzliche Informationen vorgeben, wie er seine Kleidung aufbereitet haben will. Er geht eh jeden Abend zum System um seine gerade getragene Wäsche „abzugeben“. Er kennt den Verschmutzungsgrad und kann das System gezielt auf Flecken hinweisen.

Unbehagen

Die klassische Waschmaschine bekommt nahezu alle Alltagsflecken und Gerüche aus Wäsche entfernt. Wenn Ihnen diese Vorstellung nicht behagt, dass die Wäsche mit alternativen Verfahren vielleicht nicht vollständig sauber oder „hygienisch rein“ wird: Wie finden Sie es denn, dass Wäschestücke, die unterschiedliche Menschen direkt am Körper getragen haben, in einer Trommel mit Wasser so vermischt werden, dass sich alle das ekelige Zeugs gleichmäßig auf alle Wäschestücke verteilt? Besonders bei wassersparenden Niedertemperatur-Waschprogrammen finde ich diese Vorstellung befremdlich. Eigentlich wollen wir lieber gar nicht darüber nachdenken, wie unsere Wäsche gewaschen wird, oder?

Klimabilanz

Die Klimabilanz des Ansatzes ist entscheidend. Es macht nur Sinn das zu verfolgen, wenn es insgesamt zumindest klimaneutral ist. Der Ansatz kann dazu führen, dass wir nur noch einen Bruchteil der aktuell notwendigen Wäsche benötigen, denn sie ist direkt am nächsten Morgen wieder verfügbar. Es kann zu einem höheren Energiebedarf bei der Aufbereitung führen, wenn für jedes Kleidungsstück separates Wasser unterschiedlich temperiert wird. Genauso kann dieser auch sinken, wenn nicht mehr pauschal alles mit warmem Wasser gewaschen wird. Es hängt von der Synergie ab, die bei der individuellen Reinigung zwischen den Wäschestücken erzielt werden kann. Es geben ja i. A. mehrere Leute abends alle getragene Wäsche am System ab. Hier bin ich selbst gespannt.

Anforderungen an Bewerber

Sie brauchen keine Vorkenntnisse, um in diesem Bereich arbeiten zu können. In diesem Projekt wird vieles völlig neu gedacht. Sie sollen hier nicht nach Plan etwas abarbeiten, sondern kreativ werden und eigene Ideen einbringen. Es macht Sinn, wenn Sie an die Grundidee glauben.

Konkrete Arbeiten

Zunächst brauche ich eine umfangreiche Literaturrecherche in einer theoretischen Arbeit oder als theoretischen Teil einer Arbeit. Welchen Weg hat schon einmal jemand mit welchem Erfolg ausprobiert, um Wäsche zu reinigen oder aufzubereiten, zu trocknen, zu lagern etc.? Dafür müssen auch die Quellen / Verursacher von als störend empfundener Verunreinigung bekannt sein (Geruch, Flecken, Verfärbung). Bekommt man Schweißgeruch auch chemisch ohne Wasser weg? Dafür muss man zuerst wissen, was Schweiß überhaupt ist. Wie reinigen eigentlich Wäschereien oder Reinigungen Wäsche? Vielleicht kann man sich da was abschauen.

Dann werden in praktischen Arbeiten unterschiedliche Reinigungsverfahren an Einzelstücken von Wäsche untersucht. Dies betrifft u. A. Reinigen mit Wasserstrahlen unterschiedlicher Düsengeometrie oder einer Mini-Trommel. Weitere Verfahren sind herzlich willkommen. Die klassische Wäschetrommel ist extrem gut gegen Flecken und Gerüchen auf vielen Kleidungsstücken. Der Stoff wird dabei vorwiegend bewegt und mit warmem laugenhaltigem Wasser durchspült. Wie erreicht man ein ähnlich gutes oder besseres Ergebnis bei individueller Reinigung jedes Kleidungsstücks? Manche Waschmaschinen bereiten Wäsche z. B. zusätzlich mit Ozon auf, das hilft gegen Geruch. Für sehr viel Wäsche würde eine Ozonbehandlung vollkommen ausreichen, wenn keine sichtbare Verschmutzung vorliegt. Wenn am Ende nur die klassische Trommel ausreichend reinigt, ist der Ansatz nicht zielführend. Das ist das zentrale technische Thema, das zu Beginn geklärt werden muss.

Gibt es eine Möglichkeit, den Verschmutzungsgrad von Wäsche zu ermitteln? Angenommen, das System kennt das Wäschestück, das es reinigen soll. Es bekommt es regelmäßig zu reinigen. Kann man Verschmutzung messen? Kann das System lernen, wann das Wäschestück sauber ist? Erkennt man das an der Trübung des Abwassers, oder an der Wäscheoberfläche optisch über eine Kamera? Kann man Geruch messen? Geht das alles auch noch, wenn die Oberfläche mit Schaumblasen überzogen ist?

Welche Möglichkeiten gibt es, der Maschine mit minimalem Aufwand mitzuteilen, um welches Wäschestück es sich handelt? Bekommt jedes Wäschestück einen eigenen Träger? Oder bekommt jedes Wäschestück einen elektronischen Tag? Wenn ja – was muss da alles drauf gespeichert werden, damit das System automatisch alles richtig macht? Gibt es Alternativen? Welche Vor- und Nachteile haben die? Überlebt ein Tag die Aufbereitung?

In den nächsten Punkten geht es um das Gesamtsystem: Wie wird Wäsche nacheinander gereinigt/aufbereitet, getrocknet, geglättet und gelagert? Wie könnte ein Träger aussehen? Ist es möglich, dass die Wäsche in allen Schritten auf einem Träger bleibt? Wie greift der Nutzer darauf beim Beladen und Entnehmen zu? Wie viel von welcher Art Wäsche muss eigentlich pro Person und Tag gewaschen werden?

Wie viel Platz ist pro Wäschestück notwendig und wie groß wird das System insgesamt? Welche Anschlüsse braucht man? Wo steht sowas in der Wohnung? Wie laut ist das System, das über Nacht laufen soll? Wo greift der Nutzer doch besser händisch ein, um der Automatisierung bei einem komplexen Problem zu helfen? Wie ist die soziale Akzeptanz, wo könnten die Probleme liegen? Wie hoch sind die Kosten? Bleibt die klassische Trommel Teil des Systems, oder wird sie vollständig ersetzt? Für welche Wäsche lohnt sich das System, für welche nicht? Ist ein Einsatzort eher der Fußballverein oder ein Betrieb, der für seine Mitarbeiter Dienstkleidung bereitstellt?

Sie sehen, es ist viel zu tun. Es bliebt viel Raum für Sie, sich gezielt nach Ihren Interessen einzubringen. Vielleicht haben Sie auch eine Idee, wie man ganz anders an das Thema herangehen sollte. Vielleicht realisieren wir auch erstmal nur eine Teilautomatisierung mit den einfacheren Schritten. Wenn es gelingt, hier irgendeine technische Verbesserung anzubieten, wird der Social Impact auf unser aller Leben sehr hoch sein.